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  • realfiktion
  • 13. Feb.
  • 1 Min. Lesezeit

08.02.2025

(1) Arloff, Antweiler, Wachendorf (Wald, Hochwald, Holzfällen).

(2) Fahrt übers Land wie eine dissoziative Fugue: sich von der Wirklichkeit abkoppeln, aus der Gesellschaft entfernen, das Internet ausschalten, verschwinden in Moos und Fasanen! Aber selbst auf dem hintersten Dorf die blauen Plakate: „Zeit für Grausamkeit!“, und es ist kein Aufruf, sondern eine Feststellung und zwei von dreien werden dahinter ihr Kreuz setzen.

(3) Verspätete Geburtstagskarte, in zittriger Schrift steht da, sie hätten „Freude an mir“. Zur Feier haben sie wieder in das einzige Restaurant eingeladen, in dem mir nichts schmeckt, nur ihnen. Auch diese Freude sollen sie haben, auch sie wird vergessen werden. Sie essen schweigend, ohne Regung und haben es nur gut gemeint. Streit würden sie nicht mehr verstehen.

(4) Was, ich? Ach, danke. Bin schon satt von den vielen apokalyptischen Nachrichten, wirklich.

(5) Sie halten eine halbe Stunde Weg durch, vom Auto zur Kapelle; kleine Schritte, viele Pausen. Von außen ein unregelmäßiges Pentagon, ein Monolith, in den Acker gerammt von einer außerirdischen Intelligenz, von innen ein in Schichten gewachsener bizarrer Kegel, von oben fällt Sonne oder Regen ins Dunkle, von unten leuchten eine Handvoll Votivkerzen, der Boden gegossen aus Blei und Zinn.

(6) Es ist das schönste Gebäude im ganzen Landkreis (wenig Konkurrenz), gestiftet von einem artsy Eifelbauern „aus Dank an Gott für ein gutes Leben“. Sie bleiben eine Minute, nicken skeptisch, drehen sich um und gehen ins Freie. Nichts zu danken.

(7) Für einen kurzen unwirklichen Augenblick aber im Kerzengeflacker wie zwei Schamanen, die sich in ihre Höhle zurückgezogen haben, starrer Blick, murmelnde Zauberworte, bereit für eine Seelenreise in die Anderswelt. Darum müsste man sie beneiden.


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