- realfiktion
- 22. Feb.
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16.02.2025
(1) Der Demonstrationszug, gedacht als Zeichen der Stärke und des Willens zur Selbstbehauptung der queer community, am Ende kraftlos und kümmerlich. „Verteidigung der liberalen Demokratie“, aber als Gelegenheit, Bilder von sich selbst zu posten – oder gleich ganz zuhause zu bleiben, weil man gerne lang schläft oder sich einfach nicht für ein Outfit entscheiden konnte.
(2) So ist das eben. Viele werden selbst dann noch unschlüssig vor dem Spiegel stehen, wenn irgendwann schon der Strom in den neu errichteten Zäunen läuft.
(3) Die Ästhetik des Widerstands 2025: karikaturhafte Selfie-Videos, um eigene Empörung zu signalisieren – aber wem? Alles Gesten der Ohnmacht angesichts vollendeter Tatsachen; die Macht ist schon in anderen Händen. Um eigene Tatsachen schaffen, hätte es mehr gebraucht (z. B. mit der Demo riesige Schneise der Verwüstung hinterlassen!), aber ich habe nur zwei Springer-Mitarbeiter angespuckt, die es gewagt hatten ihr Firmenlogo hochzuhalten, und bin vielleicht auch gar kein guter Stratege.
(4) Das Carse-Zitat über die Gesellschaft, abgewandelt auf diesen Wahlkampf: seine Rollen sind theatralisch, seine Stile sind Posen, seine Kleider Kostümierung, seine Regeln überkommen, seine Krisen arrangiert, seine Konflikte vorgetäuscht. Und nichts davon kommt überraschend, und nichts an diesem schlauen Satz ist hilfreich.
(5) Trotzdem die Briefwahlumschläge eingeworfen, not with a bang, but a whimper.

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